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10 Jahre Kunstwerkstatt - Freiraum für künstlerisches Schaffen, Erfahrungs- und Entwicklungsraum

Seit nunmehr zehn Jahren bietet die Kunstwerkstatt der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück einen ganz besonderen Arbeitsplatz. Hier können die Beschäftigten ihre Kreativität entfalten, ihre Talente und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln und mit ihrer Kunst Geld verdienen. Zum Jubiläum gestalteten die Beschäftigten gemeinsam mit der FSJ-lerin Anna-Lena Keuter eine Ausstellung zum Thema „Wie geht’s – Kunst über Emotionen und Gefühle“.

„Emotionen und Gefühle sind tägliche Begleiter im Privatleben und auch im Arbeitsleben. Jeder Tag ist mit anderen Emotionen gefüllt und jeder Mensch geht anders mit diesen um“, so Anna-Lena Keuter. Für die Kunst seien sie ein wahrer Schatz an Inspiration: „Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen kann jeder individuelle Kunstwerke kreieren. Für manche ist es schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Mit Hilfe der Kunst fällt es ihnen einfacher: So finden manche Personen ihre eigene Art und Weise, mit ihren Gefühlen umzugehen und sie zu kommunizieren“, so Keuter.

Bei der Ausstellung zum Jubiläum präsentierten die Beschäftigten Kunstwerke aus zehn Jahren Kunstwerkstatt. Die Vernissage in der Wandelhalle des Bramscher Bahnhofs wurde musikalisch begleitet durch das Blockflöten-Ensemble „Flotte Finger“, das Musikstücke vom Barock bis hinein in die Moderne spielte. Es gab italienisches Eis, Kaffee und Kuchen. Christina Hermann, die stellvertretende Bereichsleiterin für Berufliche Rehabilitation bei der HpH, begrüßte die kunstinteressierten Gäste und blickte auf zehn Jahre Kunstwerkstatt zurück.

Wie alles begann:

Initiiert wurde das Projekt unter Leitung von Hartmut Baar, dem damaligen Bereichsleiter für Berufliche Rehabilitation. In einem Gebäude in der Bramscher Straße in Bersenbrück entstanden, getrennt vom übrigen Werkstattbetrieb, zehn künstlerische Arbeitsplätze für Werkstattbeschäftigte der HpH. Die Idee war es, Menschen an zwei Tagen in der Woche einen Arbeitsplatz als Künstler*in anzubieten. Geleitet und fachlich betreut wurde das durch die Aktion Mensch geförderte Atelier von der Künstlerin und Sonderpädagogin Marion Tischler. Für die Koordination der Kunstwerkstatt war die Kuratorin und Kunsthistorikerin Anette Röhr zuständig. Sie betreute u.a. die Planung von Ausstellungen, Workshops und die Beteiligung am „Art-Rent-Programm“, das insbesondere von Unternehmen und Institutionen genutzt wird, um Kunstwerke zu leihen.

Die Kunstwerkstatt bietet einen Freiraum für künstlerisches Schaffen, ist Erfahrungs- und Entwicklungsraum und bietet Möglichkeiten zur Qualifizierung für die dort arbeitenden Künstler*innen. Die Ergebnisse der schöpferischen Arbeit münden in Ausstellungen, Aktionen und Veröffentlichungen. Zugleich ist die Kunstwerkstatt auch Ort der inklusiven Begegnung: Kontakte mit Kunstinteressierten und Kunstkäufer*innen ergeben sich durch die zentrale Lage und durch die Präsentation der aktuellen Werke in der Wandelhalle des Bramscher Bahnhofs, durch Ausstellungen und durch Angebote und Workshops im Bereich Malerei, Grafik und Skulptur.

Im Juni 2016 bezog die Kunstwerkstatt den Bramscher Bahnhof. In dem denkmalgeschützten ehemaligen Bahnhofsgebäude entstand als modernes inklusives Werkstattkonzept eine Arbeits- und Kulturstätte für 30 Menschen mit sozialraumorientierten und produktiven Arbeitsangeboten vorrangig im künstlerisch-kreativen Bereich.

Der Bramscher Bahnhof stellt einen Begegnungsort von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung dar. Er wurde zum Ort für Kunst- und Kulturveranstaltungen wie Theateraufführungen, Lesungen und Vorträgen, die in Kooperation mit der Stadt Bramsche und anderen sozialen und kulturellen Initiativen umgesetzt werden. Mit dem Umzug nach Bramsche wurde es auch möglich, in Vollzeit künstlerisch zu arbeiten. Derzeit arbeiten sechs Künstler*innen in Voll- und sechs in Teilzeit. Parallel zu der intensiven künstlerischen Praxis finden Exkursionen in Museen, Ausstellungen und in andere Ateliers statt.

Im Jahr 2019 wurden als neues Leitungsteam Karin Mersch und Sarah Fissmann eingestellt. Das Repertoire der Kunstwerkstatt erweiterte sich um eine Kreativ-Nähwerkstatt, die von Fürstenau in den Bramscher Bahnhof umsiedelte. Aktuell arbeiten dort elf Beschäftigte mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen in Voll- und Teilzeit.

Durch die Corona-Pandemie fielen im Jahr 2020 sämtliche sozialraumorientierten Projekte weg. Zwischenzeitlich rückte vorrangig die Produktion von Masken ins Zentrum der Aufgaben der Nähwerkstatt. Mittlerweile konnten sozialraumorientierte Projekte und Ausstellungen zum Glück wieder aufgenommen und weiterentwickelt werden. Auch das Art-Rent-Programm wird weitergeführt. Darüber hinaus konzentriert sich die Kunstwerkstatt auf verschiedene interne und externe Auftragsarbeiten wie Bürogestaltungen innerhalb der HpH oder von Privatpersonen.

Das Aufgabengebiet der Kreativ-Nähwerkstatt umfasst die Herstellung von Eigenprodukten sowie Aufträge von Privatkunden, Vereinen und Jungunternehmen. Durch die vorhandene Stickmaschine bieten sich vielfältige Angebote zu personalisierten Produkten wie selbstgenähten Taschen, Kissen, Handtüchern und vielem mehr. Als Dauerauftrag werden regelmäßig Handtücher bestickt. Ebenso werden T-Shirts für HpH-Teams durch eine personalisierte Bestickung individualisiert.

Anfang Juni 2021 erfolgte die Erweiterung des künstlerischen Angebots unter Martin Heimbrock und Christina Hermann durch die Einrichtung einer zweiten Kunstwerkstatt am Werkstatt-Standort Bersenbrück. Momentan malen und zeichnen dort 40 Werkstattbeschäftigte aus Bersenbrück und Fürstenau in wechselnden Gruppierungen unter Anleitung von Marion Tischler.

Die beiden Kunstwerkstätten Bramsche und Bersenbrück arbeiten eng zusammen und stehen im regen Austausch miteinander. Das erste gemeinsam geplante Ausstellungsprojekt wird eine Ausstellung im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Landkreises Osnabrück sein. Die Ausstellung wird am 13. Oktober 2022 im Museum im Kloster in Bersenbrück eröffnet.  

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