Begleitung und Unterstützung während der Ausbildung - Martin Bördner macht über das "Budget für Ausbildung" eine Ausbildung zum Fachpraktiker Hauswirtschaft
Einer der Ersten, die das neue Fördermittel in Anspruch nehmen, ist Martin Bördner. Im August 2022 begann er die anerkannte Ausbildung zum „Fachpraktiker Hauswirtschaft“ bei der HpH. Damit war er im Landkreis Osnabrück der erste Budget-für-Ausbildung-Nehmer überhaupt. „Das freut einen schon ein bisschen“, sagt Bördner und lächelt.
In der Küche hat sich der 43-jährige Bersenbrücker schon immer wohlgefühlt und seiner Familie bereits als Kind beim Zubereiten und Kochen geholfen. Beruflich ging es für ihn aber zunächst in eine andere Richtung. Nach dem Realschulabschluss begann er verschiedene Ausbildungen, erlebte aber immer wieder Rückschläge und kam so in den Bereich Berufliche Orientierung und Bildung (BOB) bei der HpH, wo er sich auf den Bereich Hauswirtschaft spezialisierte.
Seit 2016 arbeitet Martin Bördner durchgehend im Bereich Küche und hat ganz verschiedene Stationen durchlaufen. U.a. absolvierte er Praktika in verschiedenen Betrieben, arbeitete in der Mensa der IGS Fürstenau sowie in der Krankenhausküche in Bramsche und hatte einen ausgelagerten Arbeitsplatz in einem lokalen Restaurant. Bei all diesen Stationen festigte sich sein Wunsch, im Bereich Hauswirtschaft eine Ausbildung mit anerkanntem Abschluss zu machen.
Mit dem neuen Budget für Ausbildung wurde dies möglich. Seit August letzten Jahres ist er offiziell Auszubildender. Drei Tage die Woche arbeitet er in seinem Ausbildungsbetrieb, der
Großküche der HpH in Bersenbrück; an den anderen beiden Tagen besucht er den Unterricht im Bereich Hauswirtschaft der Berufsbildenden Schulen Bersenbrück.
Die Inhalte der Ausbildung sind vielfältig, von der Warenannahme und Lagerung über die Zubereitung von Mahlzeiten und den Service bis hin zu Reinigung und Hygiene, um nur einige Themen zu nennen. Bevor er am Ende der Ausbildung ein Zertifikat von der Landwirtschaftskammer überreicht bekommt, muss er verschiedene praktische und theoretische Prüfungen ablegen. Für die 39 Arbeitsstunden pro Woche verdient er ein Azubi-Gehalt von 800 Euro im ersten Lehrjahr. Was Bördner zusätzlich bekommt, ist Begleitung und Unterstützung.
Denn während seiner Ausbildung wird Bördner mehrere Stunden in der Woche von Jobcoach Rainer Ortbrink von Talente, dem Fachdienst der HpH für berufliche Integration, begleitet. Die Unterstützung ist dabei eine pädagogische Hilfe, keine Arbeitsassistenz. Ortbrink nimmt dem Azubi also keine Aufgaben ab, sondern unterstützt ihn dabei, selbst eine Lösung zu finden, wenn es hakt – sei es im Lehrbetrieb oder in der Berufsschule. „Gemeinsam schauen wir dann, wo genau Unterstützung gewünscht und gefordert ist“, so Ortbrink. Das kann zum Beispiel das Führen des Berichtsheftes sein, Organisatorisches rund um die Ausbildung oder Arbeitsinhalte, die vertieft werden müssen.
„Martin ist ein ruhiger Mensch und in der Küche schon sehr routiniert. Er braucht aber viel Sicherheit. Die Begleitung während der Ausbildung gibt ihm diese Sicherheit“, sagt Maria Engelke. Sie ist Bördners Ausbilderin in der HpH-Küche und empfindet es als großen Vorteil, dass der Azubi zusätzlich von Mitarbeitenden begleitet wird, die ihn bereits aus seiner Zeit als Werkstatt-Beschäftigter kennen. Ein weiterer Vorteil des Budgets für Ausbildung: Mehr Zeit. Denn Budget- Nehmer müssen die Ausbildung nicht in den vorgesehenen drei Jahren abschließen, sondern können sie bei Bedarf verlängern, bis die Ausbildungsinhalte sitzen.
Finanziert wird das Budget für Ausbildung von der Agentur für Arbeit oder, wie in Bördners Fall, vom Landkreis Osnabrück. Hartmut Babis vom Fachdienst Soziales des Landkreises kam zum Start von Bördners Ausbildung extra bei der HpH vorbei. „Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Budget für Ausbildung eine weitere Förderung anbieten können. Sie ist eine zusätzliche Option, um eine Berufsausbildung zu erreichen und sie mit einem anerkannten Zertifikat abzuschließen. Mit dem Abschluss können Sie Ihre Qualifikation auch gegenüber anderen Arbeitgebern nachweisen.“ Nach der Ausbildung gebe es bei Bedarf weitere Förderungen, um auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fu zu fassen, zum Beispiel das Budget für Arbeit, so Babis weiter.
Für Jobcoach Rainer Ortbrink ein Modell mit Zukunft: „Früher gab es für Menschen mit Beeinträchtigung kaum Möglichkeiten, außerhalb der Werkstatt zu arbeiten. Das ist jetzt anders. Wir merken auch, dass die Ansprüche höher werden und rechnen in Zukunft mit mehr Interessenten für das Budget für Ausbildung.“ Martin Bördner, der als einer der ersten diesen Weg geht, kann ein Vorbild für sie sein.
Das „Budgets für Ausbildung“ beinhaltet mehrere Leistungen:
- Der Kostenträger (die Agentur für Arbeit oder der Landkreis Osnabrück) zahlt die Ausbildungsvergütung sowie die Sozialversicherungsabgaben des Arbeitgebers.
- Außerdem finanziert das Budget eine Begleitperson, die den bzw. die Auszubildende*n unterstützt und anleitet.
- Bei Bedarf kann die Ausbildungszeit verlängert werden.
Text und Fotos: Elisabeth Schomaker