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Kleiner Campus für große Lösungen - Grundschule und Paul-Moor-Schule wollen enger zusammenrücken

Die Erweiterung der Grundschule in Bersenbrück vor dem Hintergrund kontinuierlich steigender Schülerzahlen ist seit einiger Zeit Thema in der Verwaltung der Samtgemeinde. Viele Fragen stellen sich mit dieser Herausforderung. Jetzt zeichnet sich eine ebenso pragmatische wie innovative Lösung ab, die zudem inklusiv, nachhaltig und kostensparend ist.

Zum Hintergrund: Die Grundschule in Bersenbrück ist bisher grundsätzlich vierzügig, das bedeutet vier Klassen pro Jahrgang. Der kontinuierliche Anstieg der Schülerzahlen ist allerdings seit Jahren erkennbar. Während aktuell das erste und vierte Schuljahr jeweils vierzügig sind, erfordert die Menge der Schülerinnen im zweiten und dritten Schuljahr dort aktuell die Fünfzügigkeit. Bisher ließ sich das in den vorhandenen Räumen der Grundschule umsetzen. Dafür mussten allerdings zwei Fachräume als Klassenräume eingerichtet werden. Eine Übergangslösung, die so auf Dauer nicht tragbar ist.

Ein Erweiterungsgebäude an der Grundschule wird zurzeit geplant, der Samtgemeinderat stimmte für die Beschlüsse zur Vorbereitung der Baumaßnahmen. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres 2022/2023 im August sollten Containerklassen als Übergangslösung auf dem Schulgelände aufgestellt werden.

Bessere Alternative: Jetzt zeichnet sich möglicherweise eine neue Lösung ab, bei der es viele Gewinner geben kann. Direkt an den Schulhof der Grundschule schließt sich das Gelände der Paul-Moor-Schule der Heilpädagogischen Hilfe (HpH) in Bersenbrück an. In dieser staatlich anerkannten Tagesbildungsstätte werden Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ beschult. Hier sind freie Raumkapazitäten vorhanden. Derzeit finden Gespräche zwischen Vertretern der Samtgemeinde und der Heilpädagogischen Hilfe statt, um die gemeinsamen Nutzungsmöglichkeiten auszuloten. Das Stichwort „Kleiner Campus“ beschreibt dabei den flächensparenden Aspekt ebenso wie die Wichtigkeit der kombinierten Bildungseinrichtungen als Standortvorteil.

Zwei Klassen der Unterstufe der Paul-Moor-Schule könnten sich künftig die Räume mit bis zu fünf Klassen eines Schuljahres der Grundschule teilen – insgesamt also sieben Klassen unter einem Dach, das dafür ausreichend Raumkapazitäten bietet.

„Durch diese Win-Win-Situation können wir neue Schulräume nutzen, ohne die Freiflächen der Grundschule weiter einschränken zu müssen. Zudem schaffen wir mit dem räumlichen Rahmen auch deutlich mehr Raum für gelebte Inklusion im Schulalltag“, erläutert Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke die Vorzüge.

Die Vorteile: Durch die nachhaltige Nutzung der Paul-Moor-Schule in enger Kooperation mit der Grundschule kann ein weiterer Flächenverbrauch auf dem Schulgelände vermieden werden. Der geplante Anbau an die Grundschule wäre bei diesem Lösungsmodell nicht mehr notwendig, auch das Aufstellen von Containern würde dadurch überflüssig. Die freien Flächen zwischen den beiden Schulgebäuden könnten weiterhin als Schul-und Pausenhof genutzt werden. Übrigens wird auch hier eine, zumindest teilweise gemeinsame Nutzung angestrebt. Das kann ebenso wie der geplante nahe räumliche Kontakt im Paul-Moor-Gebäude aktiv zu mehr Inklusion beitragen.

Welche zusätzlichen inklusiven Möglichkeiten es im Schulalltag darüber hinaus geben kann, wird eine spannende Herausforderung für die pädagogischen Fachkräfte beider Einrichtungen sein.

„Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass Menschen mit Beeinträchtigungen ein selbstverständlicher und respektierter Teil der Gesellschaft sind. Die Grundsteine dafür werden bereits in Kindergarten und Schule gelegt“, sagt Guido Uhl, Geschäftsführer der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück. „Deshalb gibt es seit mehr als 20 Jahren eine enge Kooperation zwischen der Paul-Moor-Schule und der Grundschule. Dass beide Schulen in Zukunft nicht nur Tür an Tür, sondern unter einem Dach arbeiten, wird die enge Zusammenarbeit weiter vertiefen. Das ist Inklusion pur und eine vielversprechende Chance für alle Beteiligten“, ergänzt er.

Die Schülerinnen und Schüler beider Schulen begegnen sich bereits jetzt regelmäßig. Sie kochen, klettern, singen und basteln zusammen, spielen auf dem Pausenhof oder arbeiten im gemeinsamen Schulgarten. Auch der Leseclub zur Förderung von Leselust und Lesemotivation, wird von beiden Schulen gemeinsam genutzt.

Gute und langjährige Kooperationserfahrungen gibt es auch in Alfhausen. Der dortige Standort der Paul-Moor-Schule befindet sich bereits seit 2008 im selben Gebäude wie die Grundschule. Die räumliche Nähe und die Selbstverständlichkeit, mit der sich Schülerinnen und Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen im Schulalltag begegnen, haben zu einer engen Kooperation beider Schulen geführt.

Trotz der anfallenden Kosten für die Umbaumaßnahmen in der Paul-Moor-Schule kann durch diesen Schritt auf den deutlich umfangreicheren Anbau an die Grundschule verzichtet werden. Das ermöglicht den Verzicht auf eine geplante Investition von zwei bis drei Millionen Euro.

Nächste Schritte: Damit zum Beginn des Schuljahres 2022/2023 zwei Räume für die kurzfristige Einrichtung von Fachräumen genutzt werden könnten, wären als nächstes dort einige Umbaumaßnahmen erforderlich. Auch die werden zwischen HpH und Samtgemeindeverwaltung abgestimmt. Für das kommende Schuljahr ist dies eine gute Alternative zu der ursprünglich geplanten Containerlösung.

Danach müssten weitere Umbaumaßnahmen und eine Erweiterung der Paul-Moor-Schule erfolgen, damit zusätzliche Raumkapazitäten mit Klassen-, Differenzierungs- und Therapieräumen entstehen. Die Räumlichkeiten könnten vielleicht schon ab dem Schuljahr 2023/2024 durch die Grundschule und die Paul-Moor-Schule gemeinsam genutzt werden.

Als Schulträger der Grundschule strebt die Samtgemeinde ein langfristiges Mietverhältnis für die Räume in der Paul-Moor-Schule an, die im Eigentum der HpH verbleibt.

 

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