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Schichtwechsel mit Rekordbeteiligung - Rund 100 Werkstätten aus 15 Bundesländern machen bei bundesweitem Aktionstag mit

Beim diesjährigen Schichtwechsel am Donnerstag, dem 22. September 2022, beteiligen sich so viele Werkstätten für behinderte Menschen und Unternehmen wie noch nie. An dem bundesweiten Aktionstag tauschen Menschen mit Beeinträchtigung für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Menschen ohne Behinderungen. Beide Seiten erleben so Arbeit und Teilhabe aus einer ganz neuen Perspektive. „In diesem Jahr nehmen rund 100 Werkstätten aus 15 Bundesländern am Schichtwechsel teil. Die hohe Beteiligung zeigt, dass Werkstätten und Wirtschaft ihren Austausch intensivieren und gemeinsam die Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen gestalten“, sagt Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. (BAG WfbM).

Hanna Schröder-Herkenhoff, eine Beschäftigte der Bersenbrücker Gemeinnützige Werkstätten, tauscht ihren Arbeitsplatz am 22. September mit Daniel Keim, einem Mitarbeiter des Fitnessstudios Gesundheitstraining Deluxe in Bersenbrück. „Für mich gehört Sport in mein Leben. Ich finde es sehr spannend zu erfahren, wie man den Sport zu einem Beruf machen kann“, sagt Hanna Schröder-Herkenhoff. Ihr Tauschpartner Daniel Keim ist ebenfalls begeistert von dem Projekt, da es das Verständnis füreinander fördert: „Uns liegt es sehr am Herzen, das Leben unserer Kund*innen gesünder und sportlicher zu gestalten. Ob der Mensch nun eine Behinderung hat oder nicht, ist nicht von Bedeutung, dieses Ziel gilt für alle. Seit unserem Bestehen arbeiten wir sehr eng mit der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück zusammen und können immer wieder Neues über die Menschen, die dort arbeiten, erfahren. Ich finde es toll, die Produktion der Bersenbrücker Gemeinnützigen Werkstätten zu sehen und auch mitarbeiten zu dürfen“.

Darüber hinaus nehmen zum Beispiel auch vier Beschäftigte der Oberland Werkstätten GmbH und ihre vier Tauschpartner*innen am Schichtwechsel teil. Unter anderem wechselt dort Andreas Krahl, Mitglied des bayerischen Landtages (Bündnis 90/Die Grünen) seinen Arbeitsplatz im Rahmen des Schichtwechsels. Weitere Beispiele: Frank Wagner, der bei der Lebenshilfe Gießen e.V. arbeitet, tauscht für einen Tag mit Martina Klee, der Chefin der Berufsfeuerwehr Gießen. Mitarbeitende der Behindertenhilfe Norden gGmbH wechseln mit Radio Nordseewelle, und die Diakonie Doppelpunkt im thüringischen Mühlhausen hat das örtliche Stadtarchiv und die Baumschule Oberdorla als Tauschpartner gewonnen. Zwei Beschäftigten der Delme-Werkstätten in Sulingen werden im Rahmen des Aktionstags für eine „Schicht“ in die Redaktion der Sulinger Kreiszeitung wechseln. Im Gegenzug wird ein Reporter einen Tag lang bei den Delme-Werkstätten arbeiten und darüber berichten. Den Schichtwechsel-Tausch wird es auch zwischen der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen und der Rhein-Mosel-Werkstatt geben. Beim HPZ Krefeld-Kreis Viersen werden Werkstattbeschäftigte unter anderem die Perspektive eines Bahnkontrolleurs bei der RegioBahn kennenlernen. Zusammen mit den Bigger und Lipperoder Werkstätten der Josefsheim gGmbH beteiligen sich Mitarbeitende des Freizeitparks Fort Fun Abenteuerland, der Elisabeth-Klinik und der Firma Goodrich Lighting Systems an dem Aktionstag.

Beschäftigte planen und organisieren Schichtwechsel mit

Im Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. (BWMK) organisiert eine Gruppe von Werkstattbeschäftigten den Schichtwechsel aktiv mit und spricht die Tauschpartner*innen eigenständig an, die in diesem Jahr vom Senckenberg Naturmuseum Frankfurt sowie der Hanauer Straßenbahn GmbH und dem Deutsches Roten Kreuz Hanau kommen. „Ich erhoffe mir durch den Schichtwechsel Möglichkeiten für ein Praktikum. Ich finde gut, dass die Leute durch das Projekt mal Zeit haben, sich unsere Arbeit in Ruhe anzuschauen“, sagt Mike-Kevin Grimm, Beschäftigter des BWMK.

Aus Berliner Idee entstand ein bundesweiter Aktionstag

Entwickelt wurde der Aktionstag Schichtwechsel von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin.

Wie im letzten Jahr ist radioeins vom rbb Medienpartner des Schichtwechsels in Berlin. Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiten vom 19. bis 22. September als inklusives Redaktionsteam zusammen – vor und hinter dem Mikrofon. Petra Barth, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstatträte Berlin kann den Aktionstag kaum erwarten: „Werkstätten sind inklusive Arbeitsorte, und das wollen wir zeigen. Solche Begegnungen helfen, sich besser zu verstehen. Sie ermutigen, etwas Neues auszuprobieren.“ Seit 2019 wird der Aktionstag bundesweit durchgeführt. Im Jahr 2023 findet der Schichtwechsel am 12. Oktober statt.

Über die BAG WfbM In dem bundesweiten Verband BAG WfbM haben sich Träger von Eingliederungseinrichtungen, insbesondere von Werkstätten, Förderstätten und Inklusionsbetrieben zusammengeschlossen, die Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft ermöglichen. Die BAG WfbM dient ihren Mitgliedern als Beratung und Interessenvertretung in allen fachlichen und politischen Angelegenheiten. Sie wird von den Spitzen- und Fachverbänden der freien Wohlfahrtspflege sowie den Landesarbeitsgemeinschaften der Werkstätten für behinderte Menschen mitgetragen.

Derzeit sind rund 320.000 Erwachsene mit Behinderungen in den Mitgliedswerkstätten der BAG WfbM beschäftigt, knapp 30.000 im Berufsbildungsbereich und fast 270.000 im sogenannten Arbeitsbereich. Etwa 20.000 sind so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen.

Quelle: BAG WfbM (Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V.)

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