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Viel mehr als nur ein Arbeitstausch - Aktionstag „Schichtwechsel“ ermöglicht Perspektivwechsel

Die wenigsten Menschen haben eine Vorstellung davon, was und wie in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen gearbeitet wird. Das angestaubte Klischee von exklusiven Werkstätten, in denen Menschen simple bis stumpfe Tätigkeiten ausüben, ist zu Unrecht noch immer weit verbreitet. Der Aktionstag „Schichtwechsel“ will das ändern. Ende September tauschten in ganz Deutschland Werkstatt-Beschäftigte für einen Tag lang ihren Arbeitsplatz mit Mitarbeitenden aus Unternehmen. In diesem Jahr war die HpH erstmals mit dabei.

Die Idee: Mitarbeitenden aus Unternehmen ermöglicht der Aktionstag Begegnungen mit Menschen in Werkstätten, Einblicke in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen und ein Mitwirken in den vielseitigen Arbeitsprozessen. Die Beschäftigten der Werkstätten schnuppern in Berufsfelder des allgemeinen Arbeitsmarkts und lernen ein Unternehmen für einen Tag näher kennen. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven.

„Arbeit ist für jeden Menschen wichtig. Sie erfüllt dabei viel mehr als die bloße Funktion des Broterwerbs, sondern ist bedeutend für die eigene Identität und unsere sozialen Beziehungen. Dies gilt auch für Menschen mit Beeinträchtigungen“, sagt Christina Hermann, stellvertretende Bereichsleitung und Pädagogische Leitung des Bereichs Berufliche Rehabilitation bei der HpH. „Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen erfüllen verschiedene Funktionen: Wir bieten unseren Beschäftigten zum einen vielseitige Arbeitsplätze, an denen sie produktiv und kreativ sein können. Gleichzeitig sind wir Orte der sozialen Inklusion und Wertschätzung. Bei uns steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt und wir nehmen Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten. Das wollen wir bei Schichtwechsel zeigen“, so Hermann.  

Für die HpH haben sich Hanna Schröder-Herkenhoff und Eduard Gibert auf das Experiment eingelassen. Hanna Schröder-Herkenhoff bildete ein Schichtwechsel-Team mit Daniel Keim, dem Inhaber des Gesundheitsstudios „Gesundheit Deluxe“ in Bersenbrück.  Den Vormittag verbrachten die beiden gemeinsam im Fitnessstudio, nachmittags stellte Hanna ihren Arbeitsplatz in der Elektromontage der WfbM vor. „Für mich gehört Sport in mein Leben. Ich fand es sehr spannend zu erfahren, wie man den Sport zu einem Beruf machen kann. Die Mitarbeiter im Fitnessstudio waren sehr nett und haben mir die Übungen und Geräte gut erklärt“, sagt Hanna Schröder-Herkenhoff. Ihrem Tauschpartner stellt sie ein gutes Arbeitszeugnis aus: „Daniel hat seine Aufgabe gut gemacht. Ich habe mich ein bisschen wie eine Lehrerin gefühlt, als ich ihm erklärt habe, wie meine Arbeit geht“, so die 32-Jährige.

Daniel Keim, dessen Gesundheitsstudio nur unweit der Werkstatt in Bersenbrück liegt, kennt die HpH seit vielen Jahren von verschiedenen Kooperationen. Trotzdem war der Aktionstag eine neue Erfahrung für ihn: „Bei der Führung durch die Werkstatt habe ich Bereiche gesehen, die ich noch nicht kannte. Besonders der Förder- und Betreuungsbereich war sehr emotional für mich. Schichtwechsel hat mir gezeigt: Hier werden keine Stückzahlen durchgedrückt, sondern es geht um die Betreuung und Begleitung der Menschen“, so der Inhaber des Gesundheitsstudios.

Eduard Gibert, der in der Holzmontage unserer Werkstatt in Bersenbrück arbeitet, hat durch den Aktionstag neue Einblicke in den allgemeinen Arbeitsmarkt bekommen: „Die vielen einzelnen Arbeitsschritte in einer so großen Firma wie Amazone waren spannend für mich. Ich habe gemerkt, dass man dort sehr genau arbeiten muss.“ Sein Schichtwechsel-Partner Karsten Bendel von Amazone Technologie in Bramsche war zum ersten Mal in einer Werkstatt der HpH. „Die Arbeit und die Atmosphäre in der Werkstatt war für mich sehr angenehm. Überrascht hat mich die Vielfalt der Aufträge und der Kunden hier aus der Region“, so der Tecklenburger. „Der Perspektivwechsel, den Schichtwechsel ermöglicht, ist wichtig, und zwar für beide Seiten. Das sollte eigentlich viel häufiger stattfinden.“

Text: Elisabeth Schomaker

Fotos: Elisabeth Schomaker und Tina Kolkhorst

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