Ein Weg der vielen kleinen Schritte - Ergotherapie bei neurologischen Schädigungen
Einer der Schwerpunkte ist die Förderung basaler Funktionen. Darunter versteht man grundlegende Wahrnehmungsfähigkeiten, die bereits in der kindlichen Entwicklung erlernt und später automatisiert werden. Bei gut entwickelten Wahrnehmungsfähigkeiten werden die Reize aus der Umwelt und des eigenen Körpers mit den Sinnesorganen wahrgenommen, zum Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet.
Klient*innen, bei denen dieser Ablauf gestört ist, haben häufig Probleme mit der Eigenwahrnehmung. Die Vorstellung vom eigenen Körper nimmt ab und es fällt ihnen schwer, sich gegenüber der Umwelt abzugrenzen. Auch die Orientierung und die gesamten kognitiven Fähigkeiten nehmen ab. Mit Hilfe der Ergotherapie lassen sich die Sinne gezielt stimulieren.
Ergotherapie hilft außerdem dabei, die Feinmotorik und die Hand-Auge-Koordination zu verbessern. Schritt für Schritt kann so die Handhabung von Alltagsgegenständen wiedererlangt oder erhalten werden. Wieder selbstständig zu essen, sich anzukleiden und die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren trägt ungemein zur Lebensqualität bei.
Daneben ist die kognitive Rehabiltation ein weiterer wichtiger Bereich der Ergotherapie. Hier werden spezifische Übungen durchgeführt, um Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösungsfähigkeiten und andere kognitive Funktionen zu fördern.
„Ergotherapie ist ein Weg, der mit vielen kleinen Schritten gegangen wird. Manchmal ist es auch schon ein Erfolg, wenn ein Zustand erhalten bleibt und sich nicht verschlechtert“, sagt
Ergotherapeutin Vanessa Keßling. Die 29-Jährige aus Voltlage hat sich bewusst für die Arbeit mit neurologisch geschädigten Menschen entschieden. Auch die Arbeit im interdisziplinären Team des NPZ gefällt ihr sehr.
Um den Genesungsprozess bestmöglich zu unterstützen, arbeiten die Ergotherapeut*innen eng mit den anderen Mitarbeitenden aus verschiedenen Fachbereichen zusammen. Gemeinsam setzen sie individuelle Ziele und erstellen maßgeschneiderte Therapiepläne.
Die positive Wirkung der Ergotherapie erstreckt sich nicht nur auf die physische Rehabilitation, sondern wirkt sich auch positiv auf die psychische Gesundheit der Klient*innen aus. Die Möglichkeit, wieder aktiv am Leben teilzunehmen, die eigenen Fähigkeiten zu stärken und eine positive Perspektive für die Zukunft zu entwickeln, trägt maßgeblich zur Steigerung des Selbstwertgefühls bei. Ergotherapie ist somit nicht nur eine therapeutische Maßnahme, sondern ein entscheidender Baustein auf dem Weg zur umfassenden Rehabilitation und zur Verbesserung der Lebensqualität.
Text: Elisabeth Schomaker
Foto: Oliver Pracht