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Vielfalt leben

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Projekt zur Beteiligung an Entscheidungsprojekten in den HpH-Kitas

Unter dem Thema „nifbe-Demokratie-Werkstätten für Kitas - Demokratie leben und erleben“ lief seit ca. einem Jahr in den fünf Kinderzentren der HpH Bersenbrück ein Austausch für eine Demokratiewerkstatt zur Partizipation und Beteiligung von Kindern. Nun stellten die Einrichtungen in einem Austausch mit Suzanne von Melle und Martina de Vries vom „Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung“ (nifbe) die Projekte vor.

Auch im Rahmen der gesetzlichen Verpflichtung, für alle Einrichtungen ein Kinderschutz/Gewaltschutzkonzept zu vereinbaren, wurde über folgende die Fragen diskutiert:

  • „Inwieweit dürfen Kinder in der KiTa beim Essen und in anderen Schlüsselsituationen mitreden und mitentscheiden und inwieweit spiegelt sich das auch transparent im Konzept und in den Strukturen der KiTa wider?
  • Inwieweit können Kinder in der KiTa tatsächlich hautnah Demokratie erleben und mitgestalten?
  • „Wie können die Kinder an Entscheidungen teilhaben?“

„Diese Abmachung ist letztendlich dazu da, das Kind zu schützen, aber auch uns und die Qualität der pädagogischen Arbeit“, machte Suzanne von Melle deutlich. Dahinter steht der Gedanke, Prozesse so umzustellen, dass es für das Team vertrauter wird, zu hinterfragen: „Was ist das Partizipatorische an meinem Ansatz? Wie können Kinder teilhaben?“

Frau von Melle führte dazu drei Phasen auf:

1. Was heißt eigentlich Partizipation?

2. Wie bildet sich die Haltung und das Handeln im Alltag aus?

3. Überprüfen geht in eine Selbstverständlichkeit über, die die Haltung beinhaltet: „Ich begleite das Kind auf seinem Weg. Das Kind entscheidet, was es am Ende von dem Prozess bzw. der Situation mitnimmt.“

Dabei gehe es nicht darum, das Kind mit Entscheidungen zu überfordern: „Das wäre, wie als wenn man fragt, ‚Möchtest du zur Arbeit oder möchtest du im Bett bleiben?‘“ Es gehe vielmehr um die Anerkennung des Kindes als gleichberechtigten Partner der Interaktion“, so Frau de Vries.

Um den Prozess der demokratischen Partizipation zu verstehen und nachzuvollziehen, entwickelten alle fünf Kitas konkrete Projekte:

Kinderzentrum Bersenbrück:

Mit dem Wissen über Partizipation und den Partizipationsstufen wurde zunächst orientiert an konkreten Alltagssituationen und mittels der SWOT-Analyse darüber reflektiert, wo die Stärken und Schwächen des partizipatorischen Handelns liegen. Im nächsten Schritt wurde mittels der Fragestellungen „Was können wir ausbauen? Wo wollen wir uns hin entwickeln?“ über Chancen im partizipatorischen Handeln gesprochen. Um mögliche Probleme kritisch zu erfassen, wurde sich im Rahmen der Analyse auch mit Risiken befasst.

Daraus haben sich Veränderungen der eigenen Haltung und im eigenen Handeln zu verschiedenen Schlüsselsituationen im Tagesablauf ergeben. Hier führte bei unserem Krippenteam der Weg vom gemeinsamen, zeitlich festgelegten Frühstück zu einem offenen, längeren und gruppenübergreifenden Frühstückszeitraum beispielsweise zur mehr Zufriedenheit und Selbständigkeit bei den Kindern. Sie schulen ihre Wahrnehmung zum Hungergefühl und entscheiden selbstbestimmt, wann sie ihr Spiel am Tag für eine Frühstückspause unterbrechen möchten und mit wem sie sich zum Frühstück verabreden möchten.

 

Kinderzentrum im Artland:

Im Kinderzentrum im Artland begleitete uns während des Prozesses die Frage: „Werden wir bei der großen Vielfalt von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung allen gerecht?“.

Im Laufe des Prozesses wurden Situationen aus dem Kita-Alltag mit in die wöchentliche Dienstbesprechung genommen. Mit dem erlangten Wissen über Partizipation wurde reflektiert und sich untereinander beraten. So hat sich für uns die Schwerpunktfrage geändert von „Werden wir allen gerecht?“ in „Wie werden wir allen gerecht?“. Zudem haben wir im Rahmen unserer Reflexionen auch festgestellt, dass schon ganz viel Partizipation im pädagogischen Alltag stattfindet. Beispielsweise geht es nicht um die Frage, ob das Kind den Therapietermin wahrnehmen möchte, sondern eher darum, gemeinsam abzumachen, wie das Setting gestaltet werden soll. Die partizipatorische Haltung wird sich bei uns auch in Zukunft immer weiterentwickeln und gemeinsam geprüft. Es sollen z.B. einige Verfahrensanweisungen angepasst werden, in denen explizit die Kinder und auch die Eltern als Mitwirkende benannt werden. Z.B. soll künftig das Angebot der Lernwerkstätten von den Kindern mitgestaltet werden. Sicherlich haben unsere Jüngsten tolle Ideen.

Mit dem Erleben der Mitbestimmung und dem Gefühl „Ich habe eine Stimme“ unterstützen wir die positive Entwicklung des Selbstwertgefühls, mit dem wir die Kinder später gestärkt in die bevorstehende Schulzeit entlassen wollen.

 

Kinderzentrum Haus Elbestraße:

Das Team des Kinderzentrums Haus Elbestraße erarbeitete eine „Verhaltensampel“, die als Leitfaden für das pädagogische Handeln dienen soll. Gemeinsam wurde festgelegt, welche Verhaltensregeln dem Kind gegenüber aus Sicht des Teams wichtig sind und den entsprechenden Ampelfarben zugeordnet. In einem weiteren Schritt wurde für alle einvernehmlich festgelegt, wie innerhalb des Teams hierzu reagiert und gehandelt wird.

Zudem legte das Team fest, wie im Kinderzentrum mit Anmerkungen, Kritik und Beschwerden von Eltern, aber auch Kindern umgegangen wird. Anmerkungen, Kritik und Beschwerden werden als Gelegenheit zur Verbesserung im Kinderzentrum verstanden.

Die „Beschwerde“ eines Kindes ist als Unzufriedenheitsäußerung zu verstehen, die sich in verschiedener Weise (verbale/ nonverbale Äußerungen) ausdrücken kann. Achtsamkeit und eine dialogische Haltung der Pädagog*innen sind hierfür Grundvoraussetzungen.

Für den Umgang bei Anmerkungen, Kritik und Beschwerden von Eltern erstellte das Team während des Prozesses einen Leitfaden für die zukünftige Vorgehensweise.

 

Kinderzentrum Fürstenau:

Was ist Partizipation? Welche Stufen der Partizipation gibt es und an welcher Stelle stehen wir?

Umsetzung eines Beschwerdemanagements für Kinder. Hier wurde festgelegt, dass jede Form der Beschwerde eines Kindes gesehen, gehört und besprochen wird – egal, wie gewichtig. Hier wurden Methoden entwickelt, wie Kinder ihre Beschwerde kundtun können (verbal oder nonverbal).

Entwicklung einer Verhaltensampel für das Team, impliziert mit dem Gedanken „Wie gebe ich Rückmeldung im Falle einer konkreten Beobachtung?“

 

Kita im Pfarrheim Neuenkirchen:

Die Kita im Pfarrheim Neuenkirchen setzte den partizipatorischen Ansatz bei der Planung eines Festes zu St. Martin um. „Eltern konnten sich zum Beispiel über unsere APP KidsFox in der Umsetzung z.B. durch Umfragen beteiligen“, schildert Einrichtungsleitung Anna Holtkämper. Es wurde ein Gremium aus drei Kindern, drei Elternteilen und drei Pädagog*innen gebildet, die gemeinsam die Organisation übernahmen.  Dafür gab es von den Eltern, Kindern, Nachbarn und vom Team positives Feedback und eine hohe Motivation, ein Beteiligungsprojekt erneut anzugehen.

 

Die Mitarbeitenden der HpH gewannen auch die Erkenntnis, dass dieser Prozess fortwährend sein wird und seinen Platz in den Teams gefunden hat: „Es wurde offener kommuniziert und wir haben im Team viel ausprobiert“, so Anna Holtkämper. Auch aus den anderen Einrichtungen gab es durchweg positive Rückmeldungen.

Zum Abschluss des Projektes bedankten sich die Einrichtungsleitungen bei den Mitarbeiterinnen der nifbe für die gute Begleitung in diesem Prozess.

 

Text: Marie Himstedt/Kitas.

Fotos: Marie Himstedt/Eva Pollee.

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