Gold in der Dressur - Bastian Röwe meistert die Special Olympics trotz Hitze und Hürden
Eigentlich wollte der 14-Jährige mit seiner vertrauten Stute Cora antreten; doch wenige Tage vor dem Start war klar, dass er das Pferd aus mehreren Gründen nicht mit nach Hanau nehmen konnte. Dabei sind Sicherheit und vertraute Abläufe für Bastian besonders wichtig. Doch seine Trainerin Heike Feldmann handelte schnell: Über ihre Kontakte in der Reiter-Community konnte sie den Freiberger-Wallach Filu aus Münster organisieren. Nur wenige Tage blieben für das Kennenlernen und Training – eine enorme Herausforderung.
Stark trotz Hitze und Pferdewechsel
„Dass Bastian sich so schnell auf das neue Pferd einstellen konnte, war für mich ein Gänsehautmoment“, sagt Heike Feldmann, die seit 2008 Athletinnen und Athleten für die Special Olympics vorbereitet. „Er war früher sehr schüchtern und ängstlich – umso stolzer bin ich, dass er sich dieser Situation gestellt hat.“ Mit ruhiger Hand und klarem Kopf ritt Bastian seine Dressuraufgabe und überzeugte die Jury: Platz 1. Auch in der zweiten Prüfung, dem anspruchsvollen Geschicklichkeitsparcours, zeigte Bastian Nervenstärke und Konzentration – am Ende wurde er mit der Bronzemedaille belohnt.
Ein Fest der Inklusion
Die Landesspiele in Hanau waren ein sportliches Großereignis: 700 Athletinnen und Athleten mit geistiger oder mehrfacher Beeinträchtigung kamen zusammen, um sich in verschiedensten Disziplinen zu messen. Die Eröffnungsfeier auf dem Marktplatz war für Bastian, seinen Vater Stefan und Trainerin Heike Feldmann ein emotionales Highlight – mit großer Bühne, Chören, Tanzgruppen und einem eigens einstudierten Lied der Stadtspitze über „Achtung und Respekt“. Als das olympische Feuer entzündet wurde, lag Gänsehaut in der Luft. „Das war eine tolle Feier“, schwärmt Bastian noch heute.
Großer Jubel in Alfhausen
Zurück in der Heimat wurde Bastian von seiner Klasse in der Paul-Moor-Schule Alfhausen gefeiert wie ein Star. „Alle haben sich riesig für Bastian gefreut“, berichten Bastians Lehrkräfte Anna-Marie Stephanidis und Sascha Heidemann. Seine Mitschüler hatten ihm einen Glücksbringen für das Turnier mitgegeben und aus der Ferne mitgefiebert. Nach der Rückkehr wurde dann ordentlich gefeiert. Bastians Eltern spendierten Eis und Getränke für alle Mitschüler.
Der Blick geht nach vorn
Für Bastian steht das nächste große Ziel bereits fest: Mit dem Sieg in Hanau kann er sich für die Nationalen Spiele der Special Olympics im kommenden Jahr im Saarland bewerben. Die Motivation ist groß, das Vertrauen in seine Fähigkeiten gewachsen – ebenso wie der Stolz seiner Familie, Lehrer und Trainerin.
„Ich bin stolz auf Bastian und seine Leistung – vor allem, weil die Vorbereitung so schwierig war“, sagt Heike Feldmann. „Er hat gelernt, sich auf neue Situationen einzustellen – und das ist vielleicht der größte Erfolg von allen.“
Reiten bei den Special Olympics
Die Special Olympics sind die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung. Primäres Ziel ist nicht Höchstleistung, sondern Teilhabe und Freude am Sport. Im Reiten stehen Disziplinen wie Dressur, Geschicklichkeitsparcours und Springreiten auf dem Programm. Bewertet wird unter anderem, wie harmonisch Reiter und Pferd zusammenarbeiten, angepasst an die individuellen Fähigkeiten.
Text: Elisabeth Schomaker/HpH.
Fotos: Heike Feldmann.
